Am Ende des Tages wird es unsere Persönlichkeit sein, die nicht nur darüber entscheidet, ob wir in der agilen Welt mitspielen können, sondern auch darüber, ob wir in der digitalen und automatisieren Arbeitswelt der Zukunft noch einen Job haben werden. Höchste Zeit also den Fokus in all diesen überhitzten Debatten über Agilität, Digitalisierung und Ähnlichem darauf zu legen, wo wir einen wirklichen Unterschied machen können: unsere Persönlichkeit 

Die 7 Fähigkeiten, die keine Maschine beherrscht

Als Führungkräfte haben Adam Gutstein und John Sviokla über viele Jahre digitale Technologien in Unternehmen eingeführt und bewertet. Sie wissen, wo Roboter schneller und effizienter sind wie Menschen, KI zu weniger Fehlern führt oder automatisierte Prozesse den größten Ertrag bringen. Umso interessanter finde ich es auch, wenn es gerade Experten wie Gutstein und Sviokla es sind, die dafür eintreten, in Persönlichkeitsentwicklung zu investieren. 

Denn unsere zutiefst menschlichen Fähigkeiten, unsere Persönlichkeit, werden es im Endeffekt sein, die uns nicht vollständig durch Roboter ersetzbar machen wird, so die Experten. 

Geht es nach Gutstein und Sviokla sind es Kompetenzen wie Kommunikationsfähigkeit, die Fähigkeit Abhängigkeiten zu erkennen und einschätzen zu können, emotionale Kompetenz, die uns dabei hilft, gute Entscheidungen zu treffen, Beziehungsfähigkeit und die Fähigkeit, Dinge moralisch zu bewerten, „die kein Roboter besitzt und in absehbarer Zeit auch nicht besitzen wird“.1

Alles beginnt bei unserem ICH

Wenn die Digitalisierung so voranschreitet, wie wir es heute vermuten, dann werden Fahrer von selbstfahrenden Autos ersetzt werden, Ärzte bei der Auswertung der Röntgenbilder auf den Computer vertrauen, die Schularbeiten unserer Kinder der Computer auswerten und wir im Restaurant, in Banken oder anderen Bereichen von Robotern serviciert werden. Wenn KI immer mehr dieser Arbeiten übernehmen wird, werden wir gezwungener Maßen mehr Zeit dafür haben, unsere Fähigkeiten und unsere Intelligenz in anderen Feldern einzusetzen: als Ärzte werden wir mehr in die Beziehungsarbeit zu den Patienten investieren können und als Lehrer in die Erziehung der Schüler. 

Wir werden angehalten sein unsere Energie dort einzusetzen, wo wir gegenüber unserem digitalisierten Pendant die Nase vorne haben: beim Kreativ-sein, Sozial-sein, Emphatisch-sein, Schöpferisch- und Künstlerisch-tätig sein und all jenen Dingen, die wertvoll sind, weil sie uns als Menschen ausmachen. 

Damit diese Rechnung aufgeht, müssen wir uns aber nicht nur darüber bewusst sein, wo unsere Stärken und Schwächen liegen, wir müssen auch wissen, was wir wirklich, wirklich tun möchten und das Vertrauen in unsere Fähigkeiten besitzen, diese Dinge auch umsetzen zu können. Das alles können wir nur im Diskurs mit uns selbst entdecken. 

Wenn der VUKA-Sturm das ICH verweht

Der Weg auf dieser Reise zu mir selbst verliert sich im Sturm von VUKA  häufig im Dschungel jener Anforderungen, die diese Welt an uns heranträgt. Sie sagt uns, wir müssten allem voran einmal agil sein. Jederzeit bereit, die Fahrtrichtung zu ändern, immer mit den Kundenbedürfnissen im Fokus und vorallem gechilled und easy, wenn das Projekt doch gestoppt, meine Dienste nicht länger benötigt oder der Kunde kurzfristig den Support vor Ort in Singapur möchte. Darüber hinaus müssen wir natürlich auf der Klaviatur von Social Media spielen und am liebsten nur mehr in Englisch kommunizieren. Dass uns all diese Fähigkeiten das aktive Teilhaben an unserer VUKA-Welt erleichtern, sei dahingestellt. 

Sie gleichen aber bei genauererm Hinsehen nicht jenen Fähigkeiten, die uns laut Gutstein und Sviokla das Überleben in einer digitalisierten Welt sichern werden. Für diese Fähigkeiten nämlich, muss ich an meiner Persönlichkeit und weniger an meinem Lebenslauf oder Social Media Auftritt arbeiten. 

Persönlichkeitsentwicklung war noch nie wichtiger als im Zeitalter der Agilität

Die Voraussetzung dafür, dass Persönlichtkeitsentwicklung stattfinden kann, ist eine Haltung, die durch verantwortungsbewusstes Handeln meinem eigenen Schicksal gegenüber geprägt ist. Sehe ich mich als Opfer meiner Sozialisierung oder der rasanten und herausfordernden Entwicklung der Arbeitswelt? Oder fühle ich mich verantwortlich für mein Schicksal und auch dafür, ob ich die agile Arbeitsweise meines Teams mitmachen oder den Anforderungen der VUKA-Welt standhalten kann. Entschuldige ich meine Verhaltensweisen mit Rollenvorbildern, die mich bewusst oder unbewusst prägten und meine Passivität damit, dass man den Spieß der Zeit doch nicht umdrehen könne? 

Sich diese Fragen zu stellen, dazu ermutige ich auch immer wieder Mitglieder der Generationen X und der Babyboomer. Selbstverständlich ist es herausfordernd und zum Teil überfordernd mit den rasanten Entwicklungen in den letzten Jahren seines aktiven Arbeitslebens mitzukommen. Trotzdem liegt es in der Verantwortung jedes einzelnen, damit umzugehen. Und hier gibt es eine große Bandbreite zwischen dem Boykott dieser Entwicklungen und der völligen Assimilation. 

Wir alle nämlich, egal welcher Generation wir angehöhren, haben Bedarf nachzureifen. 

Manchmal sind es persönliche Krisen, die uns diesen Bedarf aufzeigen und manchmal sind es Umstände von außen. Die um sich fassende Agilitätsbewegung ist einer dieser Umstände. Sie fordert uns heraus, plötzlich eigenverantwortlich, engagiert, mutig und flexibel zu sein. Diese Eigenschaften haben insbesondere die Vertreter älterer Generationen nicht gelernt. Sie sind in einer Zeit starrer Hierarchien und vorgegebener Prozesse groß geworden. Die plötzlich geforderte Selbstorganisation und Flexibilität überfordert sie. Doch sie sollten es tunlichst vermeiden, hier den Weg der Opferrolle zu wählen, sondern den Impuls des Nachreifens, den uns diese Zeit bietet, nicht versäumen. Um das in die Gänge zu bringen, brauchen Sie weder Schulungen noch große Erfahrungsreisen. Voraussetzungen dafür sind Eigenverantwortung und Willensstärke. 

Antworten dazu, wie konkret dieser Weg des Nachreifens aussehen kann, finden Sie meinem Buch, „Die Agilitätsfalle“. 

Buchtipp:
DIE AGILITÄTSFALLE

Stabil sein – Agil Arbeiten

Thomas Würzburger zeigt in der „Agilitätsfalle“ auf, welche Fehlannahmen und Fallstricke der Agilitätsbewegung zugrunde liegen und beschreibt zugleich die unerfreulichen Konsequenzen für den Menschen, wenn man Agilität zu Ende denkt. Er erzählt dabei aus seinem Erfahrungsschatz und zeigt authentisch Parallelen zwischen erlebten Eruptionen und aktuellen Disruptionen in unserer Wirtschaft.

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QUELLEN: 

1 Gutstein, Adam. Sviokla, John (2019): 7 Fähigkeiten, die keine Maschine beherrscht. In: Harvard Business Manager. Aufgerufen am 02.07.19, https://www.harvardbusinessmanager.de/blogs/faehigkeiten-in-der-digitalisierung-a-1249522.html

Eine Meinung zu “Persönlichkeit sticht Roboter

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