• Agilität hat sich im Hype verrant.
  • Der Mensch braucht eine stabile und reife Persönlichkeit, um den Anforderungen der Arbeit 4.0 gerecht werden zu können. 
  • Diese Selbstkompetenz ist bei vielen Arbeitnehmern nicht vorhanden. Überforderung ist die Folge. 

Von der agilen Softwareentwicklung zur agilen Organisation

Dort, wo die Komplexität hoch und die Planbarkeit gering ist, dort entfalten agile Arbeitsmethoden ihr Potential. Diese Umstände wurden in der Softwareentwicklung um die Jahrtausendwende immer mehr zu Realität. Grund genug für einige Vorreiter aus dem Sillicon Valley, ihre Arbeitsweise ihrem Kontext anzupassen. Ihre wesentlichsten Erkenntnisse finden wir heute im agilen Manifest. Was dann entstand, war zuerst zukunftsweisend, entwickelte sich aber sehr bald zum unreflektierten Hype. In den frühen Zweitausenderjahren beschränkte sich der Einsatz von agilen Arbeitsmethoden mehr oder weniger auf Projekte. Sie ergänzten damit das klassische Projektmanagement bzw. lösten es teilweise zurecht ab. Heute gehen Unternehmen zunehmend dazu über, komplett agile Organisationsstrukturen einzuführen um so ihre Organisation auf den dynamischen Kontext einer VUCA-Welt anzupassen. Diese Agilisierung der Wirtschaft führt unsere Wirtschaft in den Turbokapitalismus. (Mehr zu den Grenzen der Agilität lesen Sie auch in meinem Beitrag im Manager Seminare Magazin)

Die Agilitätsfalle und ihre Folgen

Warum sind viele Unternehmen auf dem Holzweg? Erinnern wir uns an die Beweggründe für den Einsatz von agilen Arbeitsweisen: man wollte Kundenbedürfnisse gezielter befriedigen und Arbeitsabläufe verbessern und damit die Produktivität steigern. Letzteres ist paradoxerweise nicht gelungen. Trotz Digitalisierung 4.0 ist die Produktivität weltweit im Sinken begriffen. Nur 5 % der Betriebe in einer Volkswirtschaft gelingt es, die Produktivität zu steigern, im Schnitt sinkt sie. In Deutschland beispielsweise seit 2002, sagen Experten

Die Folgen der Agilitätsfalle tragen auch die Arbeitnehmer: 

  • der Verlust von Sicherheit und Zugehörigkeit durch agile Organisationsstrukturen, 
  • enormer Leistungsdruck durch kurze Sprintzyklen und permanentes Liefern,
  • hohe Anforderungen an die Fähigkeiten sich selbst zu organisieren, Entscheidungen zu treffen oder flexibel zu sein,
  • und die Anforderung permanent zu interagieren, sich auszutauschen und zusammenzuarbeiten bringen Arbeitnehmer oft an ihre Grenzen der Belastbarkeit. 
  • Krankheitsbedingte Fehltage am Arbeitsplatz sind seit Jahren im Steigen begriffen. 2017 waren erstmals psychische Erkrankungen hauptverantwortlich dafür. 

Was kann ich als Arbeitnehmer tun, um nicht über diesen Fallstrick der Arbeitswelt 4.0 zu stolpern?

Sind wir nun am besten damit beraten, uns einen Arbeitnehmer zu suchen, der nach traditionellen Strukturen lebt? Ein Unternehmen, in dem hierarchische Strukturen noch einen stabilen Rahmen vorgeben und der Chef sagt, was gemacht wird? Ich persönlich würde in dieser Umgebung nicht mehr glücklich werden. Agile Arbeitsweisen sind da und sie haben in vielen Bereichen ihre Berechtigung. Allerdings sollten wir uns dessen bewusst sein, dass agile Arbeitsmethoden nicht immer unserem Naturell entsprechen. Dass wir trotz Selbstorganisation und Weiterentwicklung ein Bedürfnis nach Stabilität und Zugehörigkeit haben werden. Und dass wir dieses auch haben dürfen. Angst, Sehnsucht, Hoffnung, Neugierde, Neid, Rivalität, Aggression – das alles wird weiterhin Einfluss auf unser Verhalten haben – auch wenn wir in agilen Organisationsstrukturen arbeiten. Für mich gilt es daher im Zeitalter der Arbeit 4.0 mehr denn je: Beschäftigen Sie sich mit Ihren Mustern, Ihren Bedürfnissen und Ihren Treibern und entwickeln Sie Reife und Stabilität. Denn nur damit können Sie zum kompetenten agilen Umsetzer werden. 

Lesen Sie hier, was Sie für ein stabiles ICH tun können. 

Buchtipp:
DIE AGILITÄTSFALLE

Stabil sein – Agil Arbeiten

Thomas Würzburger zeigt in der „Agilitätsfalle“ auf, welche Fehlannahmen und Fallstricke der Agilitätsbewegung zugrunde liegen und beschreibt zugleich die unerfreulichen Konsequenzen für den Menschen, wenn man Agilität zu Ende denkt. Er erzählt dabei aus seinem Erfahrungsschatz und zeigt authentisch Parallelen zwischen erlebten Eruptionen und aktuellen Disruptionen in unserer Wirtschaft.

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