Macht Sie die Arbeitsweise der Zukunft glücklich? 

  • Das New Work Konzept leidet an Missinterpretation. Anstatt auf glückliche Menschen, zielt es heute auf erhöhte Produktivität ab. 
  • Protagonisten des agilen Managements instrumentalisieren das New Work Konzept. Sie unterstützen die Austauschbarkeit des Menschen in einer Arbeitswelt, die Produktivität zum einzigen Parameter für unternehmerische Entscheidungen macht.
  • Möchte der Mensch in der Arbeitswelt 4.0 bestehen, muss er in seine menschlichen Skills investieren. 

Haben Sie es für sich schon entdeckt? Diese eine Arbeit, bei der Sie Zeit und Raum vergessen? Die Sie immer tun könnten, die sich nie nach Arbeit anfühlt? Diese eine Tätigkeit, die Ihnen so spielend von der Hand geht? Frithjof Bergmann, der Begründer des New Work Konzepts, würde es Ihnen wünschen. Er sieht „tun, was man wirklich, wirklich will“ als Schlüssel – nicht nur zum erfüllten Berufsleben, auch zur leistungsfähigen Arbeitskraft. Glückliche Arbeitnehmer sind effizienter, zuverlässiger und auch selbstverantwortlicher. Das wissen mittlerweile auch viele Unternehmer. Sie prägen eine Arbeitswelt 4.0, die durch agile Arbeitsweisen, Projektarbeit, flexible Arbeitszeitmodelle, Selbstorganisation und Selbstverantwortung glücklich machen soll – oder doch einfach nur leistungsfähiger? 

Eine Arbeitsweise nur für die Generationen Y und Z?

Menschen wie Linus Borstelman lieben diese Art zu arbeiten. Er übernimmt in seinem Team jene Aufgaben, die er gerne macht und beherrscht. Seinen Tagesablauf bestimmen keine starren Arbeitszeiten, sondern der Flow bei seiner Tätigkeit. Stimmt dieser, kann es schon mal spät werden. Linus Lösungen funktionieren. Sie funktionieren so gut, dass ihn mehrere Teams haben möchten. Linus passt perfekt rein in diese Arbeitswelt 4.0. Sie ist maßgeschneidert für Arbeitnehmer, die liefern wollen und Dinge auf den Boden bringen. Maßgeschneidert für Menschen wie Linus, Lukas, Julia oder Lisa. Maßgeschneidert für viele Arbeitnehmer der Generationen Y und Z. Wie geschaffen für Menschen mit Selbstvertrauen und Umsetzungsstärke. 

Die Arbeitswelt 4.0 – Sozialromantik oder Turbokapitalismus?  

Die Arbeitswelt 4.0 ist nicht nur eine Ausprägung selbstbewusster, liberaler Generationen. Gleichermaßen wenig ist das New Work Konzept noch eine Initiative für den Menschen. Wenn Linus, Lukas, Julia und Lisa Augenhöhe und Achtsamkeit in dieser Arbeitswelt predigen, übersehen sie das eigentliche Motiv dieser Entwicklungen: Kapitalismus. Während ich Frithjof Bergmann humanistische Absichten keineswegs absprechen möchte, entdecke ich heute ausschließlich kapitalistische Ziele hinter diesen Arbeitsweisen der Zukunft. Oder glauben Sie allen Ernstes, dass Unternehmer das Lebensglück ihrer Mitarbeiter in ihrer Verantwortung sehen? Wie sollten sie auch? Unternehmer haben wirtschaftliche Verantwortung zu tragen. Um dieser gerecht zu werden, brauchen sie leistungsfähige Mitarbeiter. Entsprechend sind Menschen ein Betriebsmittel, um den höheren betriebswirtschaftlichen Zweck zu erfüllen. Wenngleich der Weg der Arbeitswelt 4.0 auch über Selbstorganisation, agile Vorgehensweisen und Selbstverantwortung führt. 

Mit künstlicher Intelligenz zur Bestenauslese

Wo liegt das Problem, fragen Sie sich womöglich. Wenn doch etwas Gutes dabei raus kommt? Selbstorganisation, Flexibilität, Zusammenarbeit, Weiterentwicklung – viele Arbeitnehmer nehmen diese Ausprägungen der Arbeit 4.0 gerne an. Das Problem wird deutlich, wenn diese Entwicklung zu Ende gedacht wird. Bei nahezu 100%iger Effizienz und 100 %iger Produktivität ist von Augenhöhe keine Rede mehr. Da kommt nur mehr der oder die Effizienteste zum Einsatz. Das nennt sich dann Bestenauslese. In Zeiten von Robotern und Künstlicher Intelligenz bekommt dieses Prinzip eine völlig neue Dimension. Wir werden Maschinen und Robotern in Sachen Effizienz nie schlagen können. Auch nicht im Punkto Produktivität. Wir werden ersetzt werden. Alles andere wäre ganz einfach konträr jeder kapitalorientierten Denke. Ich bezeichne diese Entwicklungsstufe „agile collaboration“. Sie wird unsere Gesellschaft noch viele Jahre prägen. 

Höchste Zeit in das zu investieren, was uns als Menschen ausmacht: 

Kompetenzwerkstatt für die Arbeitswelt 4.0 – Key Skills für Entscheider und Nachwuchsführungskräfte 

Lesen Sie hier: 5 Tipps für Ihre persönliche Weiterentwicklung

Eine Meinung zu “Fallstricke der Arbeitswelt 4.0: Das New Work Konzept

  1. Patrick Jobst sagt:

    Ich bin ganz sicher kein Experte in der Arbeitswelt 4.0, arbeite lediglich seit bald 30 Jahren überwiegend nach meinem eigenen Zeitplan, an von mir gewählten Orten und der von mir gewählten Auslastung. Letztendlich ist die Welt in dieser Zeit durch digitale Veränderungen zusammen gerückt. So merken beispielsweise viele langjährige Texter oder Softwarespezialisten heute, dass die Arbeitsformen deutlich flexibler geworden sind. Gleichzeitig stellen sie fest, dass dieselbe Arbeit auch an einen Inder vergeben werden kann, in annähernd derselben Qualität, aber zu indischen Stundensätzen. Wer weiß, wie viele Berufsfelder am Ende in unseren Breiten übrig bleiben, die sich ein Schaffen in der Arbeitswelt 4.0 noch leisten können werden?

    Beste Grüße und bleiben Sie gesund
    Patrick Jobst

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