Digitalisierung und Roboterdurchdringung werden Projektakteure nicht verdrängen können.
Kompetenzaufbau bleibt aber das Gebot der Stunde, um über die schnöden SMARTEN Ziele hinaus nachhaltig erfolgreich sein zu können!
Im Vorwort der neu überarbeiteten und weltweit gültigen, individuellen Kompetenzrichtlinie – Individual Competence Baseline Version 4.0 (ICB4) der International Project Management Association (IPMA) – wird die Kompetenz, Projekte erfolgreich zu leiten, mit Recht als einer der wichtigsten Schlüssel für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Zukunftsfähigkeit beschrieben.
Darin werden die Handlungskompetenzen der beteiligten Personen in den Mittelpunkt gestellt. Trotz Digitalisierung, Computerisierung und Roboterdurchdringung werden Projekte (Programme) von Menschen für Menschen gemacht.
Projektarbeit wird mehr und mehr zur gängigen Arbeitsform, weil nur die Arbeit in Projekten den Anforderungen einer höchst dynamischen Wirtschaft gerecht werden kann. Die zunehmende Projektorientierung in Unternehmen macht es also notwendig, dass jeder höher qualifizierte Arbeitnehmer Projektmanagement-Kompetenz vorweisen kann.
Projektarbeit bringt in den meisten Fällen herausfordernde Aufgaben, komplexe gruppendynamische Prozesse und eine Herausforderung fern der alltäglichen Routinetätigkeiten mit sich. Sie entspricht demnach in vielen Fällen den Anforderungen der Generation Y!
Der Weg zum Projektleiter – Ausbildung und Kompetenzen
Die Projektmanagement-Ausbildung wird von Standards der großen Zertifizierungsinstitutionen dominiert. Die zwei größten Zertifizierungsinstitutionen sind:
– International Project Management Association (IPMAO)
– Projekt Management Institute (PMIO)
Die IPMA gruppiert (in nunmehr drei Standards) drei Kompetenzbereiche:
· Kontext-Kompetenzen („Perspective“)
· Persönliche und Soziale Kompetenzen („People“)
· Technische Kompetenzen („Practice“)
Ist es meine Aufgabe ein komplexes Projekt (oder Programm) zu leiten, sind neben PM-technischen Kompetenzen auch entsprechende PM-Kontext Kompetenzen und Persönliche & Soziale Kompetenzen gefordert.
Wie in meinem Buch „Key Skills“ erklärt, bedarf es dafür einer hohen Selbstkompetenz, einem authentischen, vertrauenserweckenden Auftreten und dem erkennbaren Willen zum Führen und zur Übernahme der Verantwortung. Darüber hinaus ist eine hohe Kommunikationskompetenz genauso erforderlich wie Konfliktfähigkeit.
Kurzum: Alle in meinem Buch beschriebenen Key Skills sind erfolgskritisch für Projektleiter.
Der Weg zum Projektleiter – Fachexpertise wichtig
Ich stimme zwar zu, dass Projektleiter keine fachlichen Experten sein müssen, im Gegenteil, dies sogar hinderlich für ihre Projektleiter-Tätigkeiten sein kann. Meine Erfahrungen haben mir allerdings gezeigt, dass ein gemeinsamer fachlicher Background des Projektleiters und des Projektteams sehr förderlich ist, wenn es darum geht, eine gemeinsame Sprache zu sprechen. Zudem beeinflusst die Fachkenntnis des Projektleiters enorm dessen Akzeptanz im Team. Muss diese hinterfragt werden, ist Akzeptanz viel schwieriger zu gewinnen.
Zurecht! In Projekten reden wir von Zukunft. Wir planen mit Schätzwerten. Wie soll ein Projektleiter nachhaltige Akzeptanz im Team finden, wenn er in der Materie gänzlich unbedarft ist? Wie soll er ernsthaft ein Controlling durchführen, wenn er die Belastbarkeit der Schätzdaten nicht seriös hinterfragen kann? PM-technische Kompetenzen und PM-Verhaltenskompetenzen können in diesem Fall zwar helfen, ein gänzliches Fehlen an Fachkompetenz allerdings nicht kompensieren.
Der Weg zum Projektleiter beginnt als Teammitglied
Um in einer dynamischen Arbeitswelt, die immer häufiger in Projekten organisiert sein wird, bestehen zu können, empfehle ich zuallererst Offenheit für diese Arbeitsform. Kaum jemand startet als Projektleiter. Fachliche und soziale Kompetenzen unter Beweis stellen kann man zunächst als Projektteammitglied. Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme von Arbeitspaketen. Bereitschaft und kompetente Arbeit werden Vertrauen bei Projektteammitgliedern und dem Projektleiter erzeugen. So bleibt die erste Projektleitung nur eine Frage der Zeit.
Würzis Cicero:
In meiner langjährigen Tätigkeit als Trainer und Berater im Projektmanagement habe ich viele gute Trainer, Projektmanager und Unternehmer im PM Kontext kennen gelernt. Die Frage, die sich dabei letztlich stellt ist aber: „Was macht einen guten PM Akteur aus?“
Sind es wirklich nur die nackten SMARTEN Ziele oder die gesteigerten Umsatzzahlen der Unternehmen im PM Kontext?
Immer wieder bleibt dabei etwas auf der Strecke. Es ist der Mensch! Der Mensch als soziales Wesen mit seinen Bedürfnissen und den darin verborgenen Potenzialen.