Marcel Hirscher schreibt heute wieder ein Stück Skigeschichte. Er ist für mich ein Ausnahmeathlet, dem es gelungen ist, HÖCHSTLEISTUNGEN aus seinem Talent mit professionellem Einsatz zu erreichen. Seine Willenskraft und sein Durchhaltevermögen zeichnen ihn besonders aus und dies verkörpert er als Idol für viele!

Er ist also kein typischer Vertreter der Generation Y, einer Generation, der fehlendes Durchhaltevermögen im Beruf attestiert wird. Das mag zum Teil stimmen, aber wir wissen auch heute, dass die Jungen, ausgestattet mit einem höheren Selbstbewusstsein, sich nicht ausbeuten lassen wollen.

Aus Unternehmenssicht ist Durchhaltevermögen eine jener Fähigkeiten, die Unternehmen künftig als „key skill“ von ihren potenziellen Arbeitnehmern erwarten. In Gesprächen mit Personalern wurde mir dies oft bestätigt. Eine Personalchefin bekräftigte dies: „Die Freude am Tun ist wichtig! Es ist nicht immer leicht, durchzuhalten. Motivation hilft dabei ungemein!“ (Auer, 2015) Motivation meint dabei die Freude, den Spaß, das Interesse und die Leidenschaft an der Arbeit selbst. Intrinsische Motivation heißt, herauszufinden wo Stärken und Neigungen liegen und sich weniger von der Idee eines guten Einkommens leiten zu lassen. Dieser innere Motor, der einen antreibt, lässt nicht nur schwierige Zeiten durchhalten, sondern spornt auch zu Höchstleistungen an. Durchhaltevermögen ist einfacher, wenn die Motivation stimmt und man Volition (=Willenskraft, Umsetzungskompetenz) mitbringt. Der Wille folgt dem inneren Feuer!

Volition – ein wesentlicher Baustein für Durchhaltevermögen

Der Begriff der Volition ist etwa so alt wie die Generation Y. Heute kann nachgewiesen werden, dass für die Erreichung eines Ziels nicht nur Motivation, sondern auch der Wille und die Kompetenz zur Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen notwendig sind. Volition wird als ein Prozess der Selbstkontrolle beschrieben, der uns mittels Willenskraft dazu verhilft, Handlungsbarrieren zu überwinden.

Der Willenskraft wird in der Managementliteratur immer größere Bedeutung beigemessen. Während man in früheren Zeiten Unternehmenserfolg noch häufig seinen charismatischen, visionären Führungspersönlichkeiten zuschrieb, weiß man heute, dass die Fähigkeit, Ziele in die Tat umzusetzen, viel wichtiger ist. Das bestätigte auch eine Studie der THM (Technische Hochschule Mittelhessen) aus dem Jahre 2012, bei der über 10.000 Fach- und Führungskräfte unterschiedlicher Generationen über einen Zeitraum von drei Jahren befragt wurden. (Pelz, 2014) Die Experten stellten dabei einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen wirtschaftlichem bzw. persönlichem Erfolg und Umsetzungskompetenz dar. Personen mit hoher Umsetzungskompetenz verdienten demnach mehr als jene, die zaudern, hyperaktiv sind und sich immer wieder verzetteln. Demensprechend sehen Experten die Willenskraft als entscheidendes Erfolgskriterium und die wichtigste Fähigkeit für Manager.

In Anlehnung an Dr. Waldemar Pelz, Leiter obig genannter Studie und anerkannter Experte auf dem Gebiet Management und Führung, können der Umsetzungskompetenz nachfolgende wesentliche Fähigkeiten zugeordnet werden (s. Abb.):

–       Fokussierung auf das Wesentliche
–       Selbstkontrolle: Emotions- und Stimmungsmanagement
–       Autonomie: erlebte Selbstverantwortung
–       Selbstvertrauen und Durchsetzungsstärke
–       Vorausschauende Planung und kreative Problemlösung
–       Zielbezogene Selbstdisziplin
–       Sinnhaftigkeit

Fach- und Führungskräfte mit hoher Umsetzungskompetenz können ihre Ziele demnach eher umsetzen, da sie in der Lage sind, ihre Emotionen, Gedanken, Motive und ihr Verhalten durch Willenskraft so zu steuern, dass Hindernisse leichter überwunden werden können. Zusätzlich sind umsetzungsstarke Fach- und Führungskräfte sensibel im Umgang mit ihren Ergebnissen. Sie sind offen für Feedback und unterziehen ihr Arbeiten regelmäßigen Ergebniskontrollen. Diese Offenheit gepaart mit einer hohen Umsetzungskompetenz ist es auch, die erfolgreiche Fach- und Führungskräfte resilient oder sogar antifragil macht. In anderen Worten, diese Führungskräfte sind in der Lage aus Misserfolgen zu lernen und gestärkt daraus hervor zu gehen.

Die beste Nachricht kommt zum Schluss: Umsetzungskompetenz ist erlern- oder förderbar! Voraussetzung ist vorhandene Motivation. Wir liegen daher mit unserer Suche nach dem was wir wirklich wollen bzw. mit der Suche nach unseren Stärken und Schwächen ganz richtig. Geht es um Umsetzungskompetenz, ist klare Zielorientierung, emotionale Ausgeglichenheit und Selbstvertrauen wichtig. All diese Fähigkeiten setzen Selbsterkenntnis voraus. Je klarer mir meine Ziele sind, desto leichter fällt es mir, an deren Umsetzung zu arbeiten. Je mehr ich im Einklang mit mir selbst bin, desto ausgeglichener, zufriedener und letztlich selbstbewusster bin ich. Zielbezogene Selbstdisziplin wird dann zur einfachen Übung!

Wichtig erscheint es mir in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass Durchhaltevermögen zwar absolut wünschenswert ist, es sich allerdings nur dann positiv auswirken kann, wenn die persönlichen Grenzen berücksichtigt werden. Durchhalten aufgrund einer sturen Zielorientierung, ohne Rücksichtnahme auf persönliche Grenzen, ist langfristig nicht gesund und nicht das, was ich hier als Key Skill verstehe.

Zugegebenermaßen ist dieser Grenzgang häufig schwierig. Wir gehen bis an unsere Grenzen, manchmal überfordern wir uns dabei und können scheitern. Um am Scheitern nicht zu zerbrechen, ist eine weitere Fähigkeit notwendig, die in der Literatur als Resilienz bezeichnet wird.
… mehr dazu im nächsten Blog!

Würzis Cicero für die Generation Y

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Eure Fähigkeiten nicht ausgeschöpft und womöglich wichtige Dinge nicht erlernt werden, wenn Ihr es an Durchhaltevermögen vermissen lässt. Einige Dinge verlangen Geduld, sie müssen erst reifen, um dann nutzenstiftend zu sein. Es lohnt sich Geduld und Hartnäckigkeit aufzubringen!