Es sind nicht immer ältere Generationen, die weder Selbstorganisation, noch Tischfußball, noch Yoga in der Mittagspause wollen. Auch viele Vertreter der Generationen Y und Z sind ganz zufrieden damit, frei nach Old-Work Anweisungen auszuführen. Ist New Work vielleicht doch nicht die Arbeitsweise der Zukunft?

New Work auf Verordnung 

Kennen Sie das Gefühl, wenn sich die Routine des Alltags nach einem längeren Urlaub wieder irgendwie gut anfühlt? Kaum einer hat Lust nach einer Auszeit auf eine übervolle Mailbox, gestresste Kollegen, ungeduldige Kunden und endlose Todo-Listen, und dennoch – nach etwas Zeit – fühlen sich die gewohnten Gewässer des Alltags nahezu entspannend an. 

Anpassung liegt in der Natur des Menschen – dadurch haben wir uns weiterentwickelt und sind zur höchstentwickelten Spezies auf diesem Planeten geworden. Anders verhält es sich mit Veränderung – insbesondere dann, wenn sie nicht aus eigenem Antrieb passiert, sondern verordnet wird. 

Verordnet wird vielen Arbeitenden in Unternehmen eine grundlegend gute Sache – nämlich New Work. Thomas Würzburger

Die Idee von New Work ist so wie ihr Begründer, Frithjof Bergmann, bereits in die Jahre gekommen. Trotzdem wird sie seitdem der Sturm der Digitalisierung die Art und Weise unserer Zusammenarbeit durcheinanderwirbelt häufig herangezogen, der Arbeit einen neuen Sinn und dem Wirtschaften eine neue Orientierung zu geben. Im Zentrum von New Work stehen der Mensch und seine Bedürfnisse. Würde dieser das tun können, was er wirklich, wirklich wolle, kämen Innovation und Produktivität von ganz allein, so die Theorie. 

Anweisungen sind für 50 % völlig ok – für andere Mittel für Befehlsempfänger und Spielverderber

Vieles an New Work ist gut und richtig. Warum scheitern dann doch so viele Firmen an der Umsetzung? Ein Grund dafür liegt im unreflektierten Umgang mit dieser Theorie. 

Mit New Work passiert Ähnliches wie mit dem Thema Agilität. Eine grundlegend gute Idee wird geboren, entwickelt sich zum Hype und wird unreflektiert in Unternehmen übernommen. Thomas Würzburger

Dabei macht man sich weder die Mühe zu sehen, wo und wie New Work im Unternehmen Sinn machen könnte, noch nimmt man sich die Zeit, erste Erfahrungen zu reflektieren und iterativ vorzugehen. Stattdessen werden brachial Wände herausgerissen, allgemeines Duzen eingeführt und Tischfußball-Kompetenzen zum Key Skill erhoben. Möchte in all dieser Aufbruchstimmung dann doch jemand lieber im eigenen Büro sitzen oder Herr Murmelann anstatt Walter genannt werden, wird er schnell als ewig-Gestriger abgestempelt. 

Diesen Stempel tragen momentan viele Arbeitnehmer unterschiedlicher Generationen, die New Work in der gehypten Ausprägung ihres Unternehmens wenig abgewinnen können. Dass es sich dabei aber weder um Querulanten noch um Eigenbrödler handeln muss, bestätigt auch der Neurobiologe Gerhard Roth: „Etwa die Hälfte der Beschäftigten ist zufrieden damit, Anweisungen auszuführen. Das läge an ihrem Persönlichkeitstyp, der auf Sicherheit, Orientierung und Risikovermeidung ausgerichtet sei.“

New Work ist auch eine Frage der Reife

Ein weiterer Grund, warum New Work in vielen Unternehmen scheitert, ist die Tatsache, dass die Voraussetzungen dafür fehlen. Damit sind weder Großraumbüros noch Tischfußballtische gemeint, sondern die notwendigen persönlichen Kompetenz aller Beteiligten. Um das tun zu können, was ich wirklich, wirklich will, muss ich zuallerst wissen, was mich intrinsisch motiviert. Dass das in der Regel nicht der Fall ist, musste auch Frithjof Bergmann erkennen. 

„Die meisten Menschen haben keine Ahnung, was sie wollen. Sie sind arm an Begierde.“ Frithjof Bergmann

Und damit beginnt die Sache bereits zu hinken. Tut sie es an dem Punkt noch nicht, dann warten Herausforderungen wie Vertrauensfähigkeit, Entscheidungskompetenz, Verantwortungsbewusstsein oder die Fähigkeit zur Selbstorganisation auf die New Worker. All diese Kompetenzen sind wichtig, aber in den wenigsten Menschen so ausgeprägt, wie es New Work verlangt. 

„Wenn in Betrieben übersprungen wird, dass Menschen entwickelt werden müssen, dann geht das sehr oft schief. Dann scheitert New Work zurecht.“ Fritjof Bergmann. 

WÜRZBURGER’S FAZIT

Ob New Work in Unternehmen funktioniert oder nicht, ist weniger eine Frage des Generationsmanagements als eine des HR-Managements. Es ist auch weniger eine Frage, WIE ich etwas mache, sondern eine Frage des WAS und vor allem nach des WARUMs. Verantwortliche in Unternehmen dürfen in ihrem Bestreben, die Bedürfnisse der Mitarbeiter in den Mittelpunkt zu stellen, nicht übersehen, dass diese Bedürfnisse unterschiedlich sind – und dass dies keine Frage von Veränderungsbereitschaft oder Generationszugehörigkeit, sondern eine der Persönlichkeit ist. Anstatt New Work als Trend, den man nicht versäumen dürfe, zu betrachten, muss die Theorie hinter diesem Hype dazu dienen, die Art und Weise des Arbeitens im Unternehmen kritisch zu hinterfragen. Das Ergebnis dieser Reflexion müssen spezifische Maßnahmen sein, die den Mitarbeitern des Unternehmens und nicht dem Hype dienen. Wäre dem so, würden womöglich wesentlich weniger Tischfußballtische aufgestellt, dafür mehr Ressourcen zur Persönlichkeitsentwicklung freigemacht werden. 

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