„Die Jugend (…) hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte.“ Handelt es sich hier um einen Rundumschlag eines Vertreters älterer Generationen? Oder hat sich ein Pädagoge oder eine frustrierte Führungskraft Luft gemacht? Nein, ob es wirklich Sokrates war, der hier über die Jugend seiner Zeit spricht, bleibt umstritten. Fest steht aber, dass das Zitat mindestens 100 Jahre alt ist – und dabei klingt es, als hätte man es gestern gehört. 

Was haben die Generationen Y und Z gemeinsam?

Ein bestimmtes Maß an Kritik an den Jungen, das kennen wir doch alle aus unserer eigenen Jugend. Sätze wie „Das hätte es bei uns nicht gegeben“ oder „Du wirst noch gehörig auf die Nase fallen“ erinnern auch mich an die eine oder andere Diskussion mit meinen Eltern. In das Klagen über vermeintliche Motivationslosigkeit, geringe Leistungsbereitschaft und vollkommene Abwesenheit von Loyalität und Verantwortungsübernahme stimmen aber in heutiger Zeit auch Personaler und Führungskräfte ein. 

Diese hatten bereits ihre Herausforderungen mit einer Generation Y, die sich von Hierarchie nicht mehr beeindrucken ließ und Leistungsbereitschaft nur dann zeigte, wenn der Sinn für sie stimmte. Kaum weniger herausfordernd zeigt sich die Generation Z. Während ihre Vorgänger noch als stille Revolutionäre bezeichnet wurden, verschafft sich die Generation Z Gehör. Friday for future ist ein gutes Bespiel dafür: laut und sichtbar wird hier für eine Sache gekämpft. Die junge Generation Z– diese JA, aber-Generation – macht uns Älteren heute schon zu schaffen, obwohl sie noch nicht einmal richtig im Arbeitsprozess etabliert ist.

Was also tun mit diesen jungen Arbeitnehmern, die ihre eigenen Gesetze mitbringen? Müssen wir sie aus ihrer Blase holen und mit der harten Realität konfrontieren? 

Mag manchen von ihnen die Flatrate (Essen, Wohnen, Ausbildung, Sonstiges) mit der sie zur Welt kamen, vor einer gewissen harten Schule der Realität bewahrt haben, bin ich davon überzeugt, dass sie einige Kompetenzen entwickelt haben, die auch für ältere Generationen erstrebenswert wären:  

  • Konstruktive Fehlerkultur anstatt einer Herrschaft von Angsthasen: „Inspect and adapt“ lautet ein Grundsatz agilen Arbeitens. Vertreter dieser Herangehensweise haben erkannt, dass gute Ergebnisse tendentiell weniger durch sorgfältiges Konzeptionieren, sondern in erster Linie durch mutiges Ausprobieren entstehen: Prototypen werden geschaffen, unmittelbar am Markt getestet und danach überarbeitet. Dieser Zyklus passiert nicht einmal, sondern mehrmals – genau so oft, bis das bestmögliche Ergebnis erzielt werden kann. Voraussetzung dafür ist das Zugeständnis sich selbst und anderen gegenüber, dass Fehler, Falscheinschätzungen oder Irrtümer dazugehören und vielmehr Weiterentwicklungspotentiale als ein Zeichen von Imkompetenz oder Schwäche sind. Junge Generationen legen diese Einstellung häufig an den Tag: sie sind gewillt zu experimentieren bzw. fordern die Möglichkeiten dazu von ihren Arbeitgebern. 
  • Streben nach Sinn anstatt Ansehen und Prestige: Junge Menschen könne man nicht mehr motivieren, klagen viele Führungskräfte. Sie locke weder der Karrierepfad, noch die Gehaltserhöhung. Versucht man Motivation durch extrinsische Anreize zu erzeugen, haben diese Personaler recht. Während Vertreter älterer Generationen noch davon angetrieben wurden, sich später einmal etwas (Materielles) schaffen oder einen erdachten gesellschaftlichen Status einnehmen zu können, streben junge Generationen nach Sinn und Beteiligung. Wollen Personaler junge Arbeitenehmer erreichen, wird es also weniger darum gehen, die Bonizahlungen zu erhöhen, sondern darum, herauszufinden, was diese Menschen wirklich antreibt. 
  • Persönliche Grenzen anerkennen anstatt gesundheitlicher Raubbau: Sie haben Ihre Eltern in ein Burn-out schlittern oder Beziehungen scheitern sehen. Sie konnten beobachten, wie der hart erarbeitete Karriereschritt, das möglich gewordene Haus im Grünen oder die lange ersehnte Rente doch nicht wirklich glücklich machten. Die Generationen Y und Z haben aus den Fehlern ihrer Eltern gelernt: Sie wissen um den Wert einer guten körperlichen und geistigen Gesundheit und sind nicht länger gewillt, sie für den Job oder die Karriere zu riskieren. 
  • Souveränes Umgehen mit Unsicherheit und Dynamik anstatt Schockstarre und Opfermentalität: Junge Generationen haben es nie anders kennengelernt: Sie erlebten 9/11 in ihren Jugend- oder Kindheitstagen und die Weltwirtschaftkrise prägte ihre Schulzeit oder frühen Berufsjahre. Der drohende Klimawandel bedeutet für sie womöglich eine Gefährdung der eigenen Existenz, während ältere Generationen darauf hoffen, dass es sie nicht mehr treffen würde. Das Heranwachsen der Generationen Y und Z war von ständiger Unsicherheit begleitet und sie haben gelernt damit umzugehen: anstatt sich als Opfer der Fehler ihrer Elterngenerationen selbst zu bemitleiden, wertschätzen sie die Gegenwart, gönnen sich offene Lebensläufe und rechnen erst gar nicht mehr damit, dass das, was sie heute planen, wirklich so umgesetzt werden wird.  

Würzburger’s Fazit

Gelingendes Generationsmanagement braucht immer ein bestimmtes Maß an Offenheit für das Andere und Neue. Wissen über andere Generationen und deren Sozialisierung kann helfen, bestimmte Verhaltensweisen zu verstehen und anzunehmen. Die Generationen Y und Z fordern viele Arbeitgeber und Kollegen. Neben all den Herausforderungen, die diese Generationen mitbringen, sollte ihnen aber zugestanden werden, dass sie einen praktikablen Umgang mit der Dynamik einer VUKA-Welt gelernt haben. VUKA ist Realität und sie wird immer spürbarer werden – nützen wir also die Chance, hier junge Lehrmeister im Team zu haben. Interessante Einblicke in das Wesen der Generation Y finden Sie auch in meinem Buch, Key Skills für die Generation Y. 

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Welche Key Skills für Erfüllung im Beruf notwendig sind, zeigt Thomas Würzburger in diesem Buch auf. Dafür lässt der Autor den Leser an seiner Lebenserfahrung teilhaben und Experten zu Wort kommen. Ausgewählte Ypsiloner erzählen was sie von ihrem Leben und von ihrer Arbeit erwarten. Erfahrene Personaler berichten wie sie den Wandel in der Arbeitswelt wahrnehmen und lassen den Leser wissen, worauf sie in Zukunft Wert legen werden.

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"Weiterentwicklung ist für die Generation Y ein Leitmotiv! Mentoren sind ein Statussymbol! Unternehmen, die nicht darauf reagieren, lassen das Potential der Millennials ungenützt."

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