Eure Generation ist anders. Zahlenmäßig wesentlich kleiner aber besser ausgebildet als jede Generation vor euch und so souverän und vernetzt auf dem internationalen Parkett, wie wir Alten es nie sein werden. Personaler schwärmen von eurer Kreativität und Gewandtheit in gleichem Maße, wie sie über eure Ansprüche und eure Sensibilität schimpfen.Eure Generation hat zum Teil neue Ideen, wühlt auf, fordert ein und wird die Arbeitswelt und die Gesellschaft entscheidend verändern.

Das Potential zur Veränderung schöpft eure Generation aus dem Glauben an sich selbst. Wie kaum eine Generation zuvor, war euer Aufwachsen geprägt von Krisen und Katastrophen. Auf 9/11 folgte Krieg und Terror, der größte Finanzkollaps der Geschichte, Wirtschaftskrise, Eurokrise, der Super GAU in Fukushima, politische Umbrüche in Arabien, etc. Die Zukunft zeigte sich ungewiss, Unmögliches war wahr geworden und würde auch künftig möglich sein. Das Vertrauen in eine Altersrente, in Arbeit auf Lebenszeit, in Wachstum, in frische Luft für eure Kinder und funktionierende Demokratien war erschöpft. Eure Generation lernte sehr bald, dass das Jetzt mehr zählt als ein Später und es entscheidend auf euch selbst und eure Fähigkeiten ankommen wird.

Wird es eurer Generation aber wirklich möglich sein, Veränderungen herbeizuführen? Die Ausgangsposition wäre keine schlechte. Die demographische Entwicklung in Kombination mit dem Wandel der Wirtschaft hin zu mehr Internationalität, mehr Flexibilität und mehr Netzwerkdenken spielt eurer Generation in die Karten. Unternehmen werden mehr und mehr Schwierigkeiten haben, bestimmte Stellen nach zu besetzen, der Kampf um High Potentials wird wettbewerbsentscheidend werden. Studien belegen diesen Trend und Experten signalisieren eurer Generation, „künftig viele euren Vorstellungen in die Berufswelt retten zu können, weil ihr davon profitieren werdet, dass es nur wenige von euch gibt“. (Rump, 2015)

Diese Vorstellungen kommuniziert eure Generation offen und kompromisslos. Ihr seid bereit zu arbeiten, Vieles zu geben, möchtet allerdings selbst entscheiden wann und wo ihr arbeitet. Starre Präferenzzeiten sind für eure Generation genauso ein Relikt alter Strukturen wie Dienst nach Vorschrift von acht bis fünf. Auf eurem Weg zur persönlichen Weiterentwicklung wollt ihr Ypsiloner ernst genommen werden. Für eure Generation drückt sich das in der Möglichkeit zur Weiterentwicklung (Praktika Schulungen, Auszeiten) genauso aus wie in der Rücksichtnahme auf die jeweilige Lebenssituation. Ihr wehrt euch vehement Teil-, Eltern- oder Auszeiten als Karrierekiller zu betrachten. Ihr wollt alles und seid überzeugt, dass das auch möglich ist. Dabei seid ihr bereit auf Haus, Auto oder eigenes Büro zu verzichten. Statussymbole, welche noch in der Generation der über 45-Jährigen wichtig waren, haben für euch ausgedient. Ihr wollt Erleben statt Haben, Glück statt Geld. Nicht zuletzt ist es der Sinn an der Arbeit, der euch zu Leistung motiviert. Sinnstiftend ist dabei sowohl das persönliche Weiterentwicklungspotential der Arbeit als auch der gesellschaftliche Wert oder Nutzen der Tätigkeit.

Eure Generation fordert also einiges – ist aber auch bereit vieles zu geben. Wird euch Flexibilität und Freiheit zugestanden, kennt ihr weder Feierabende noch Wochenenden. Das Ergebnis zählt für euch Ypsiloner – und danach wollt ihr auch bewertet und bezahlt werden. Anstelle eines Firmenwagens möchtet ihr lieber eine Bahncard und die Möglichkeit zum Sabbaticcal ist euch mehr Wert als fette Bonizahlungen. Ihr seid kreativ, engagiert und professionell auf dem internationalen Parkett. Gute Voraussetzungen, wenn man bedenkt, dass Unternehmen offener werden müssen, Neues immer öfter in sozialen Netzwerken entsteht und kreative Strukturen häufig zu einem besseren Ergebnis führen als starre Prozesse.

Die Richtung stimmt! Dennoch wird auch eure Generation nicht gänzlich darum herum kommen, sich in bestimmten Punkten an den Arbeitsmarkt anzupassen. Dafür sind Strukturen zu träge und die älteren Generationen nicht so schnell von allen Schalthebeln zu verscheuchen. Dabei geht es nicht im Geringsten darum, klein bei zu geben und wider eurer Werte oder eurer Lebensphilosophie zu agieren. Im Gegenteil: mit einer Grundausstattung von wenigen Key Skills wird eure Generation nicht ihren Idealen in den Rücken fallen, dafür aber noch weiterkommen, mehr bewegen und für sich selbst mehr herausholen können. Die Verantwortung für euer Handeln betrifft allerdings nicht nur euch selbst. Für euch Ypsiloner sind nämlich die Angehörigen der nächsten Generation, die Jungen der Generation Z, die ersten, die die Früchte eurer Arbeit ernten werden.